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Der Papst liegt im Sterben
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Samstag, 2. April 2005

Der Papst liegt im Sterben

Der Papst liegt im Sterben. Überall wird berichtet, beleuchtet, werden Neuigkeiten – ob falsche oder richtige – kolportiert.

Zu Mittag habe ich auf Ö1 ein Interview mit dem Theologen Paul Zulehner gehört, der meinte, dass diese Aufmerksamkeit das Zeichen einer wachsenden oder zumindest vorhandenen Gläubigkeit innerhalb einer religiös, spirituell verarmten säkularen Zeit sei.

Ich hingegen denke, dass das Sterben des Papstes einfach eine gute Story ist. Habe ich mich doch dabei ertappt – welch Schande eigentlich und welch Sensationsgier –, mir den Tod des Papstes herbeizusehnen, allein aus dem Interesse heraus, was denn dann geschehen möge. So, als würde ich mir etwas neues, jemand neuen an der Spitze der Kirche wünschen.

Ich habe – wie mit allen, die Leiden – großes Mitleid mit dem Papst und hoffe, er möge mit so wenig Schmerzen wie möglich aus diesem Leben scheiden.

Dienstag, 29. März 2005

Meine Virtualität ist auch meine Realität

Die Virtualität ist genau so wie die Realität. Auch hier gibt es einen Aufmerksamkeitsmarkt. Auch hier verhalte ich mich ähnlich. Ich stehe in der Ecke dessen, was die Blogger desöfteren Blogosphäre nennen, und atme, bin anwesend. Werde aber, mangels Lautstärke, nicht beachtet. Zum einen bin ich froh darüber, zum anderen stellt sich die Frage: Welchen Sinn sollte es machen, ein Weblog zu führen und dann aber darauf zu hoffen, dass man nicht bemerkt wird?

Shirley Manson von Garbage zum Download von Musik und der Musikindustrie

Im Prinzip habe ich ein großes Problem damit, wenn Menschen meine Musik stehlen. Denn das ist es, Diebstahl. Ich gehe ja auch nicht in einen Laden und nehme mir Schuhe, ohne sie zu bezahlen. Aber es macht mich doch ziemlich glücklich, zu sehen, wie der Industrie ihr Fett abgesäbelt wird. All die Leute an ihren dicken Schreibtischen, die am Ende des Tages einen saftigen Scheck kriegen, während die Musiker wie Hunde draußen auf der Straße sind, in einem stinkenden Bus über Land fahren ... Ja, es macht mich ganz zufrieden, daß sie ihren Job verlieren.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 27.03.2005, Nr. 12 / Seite 27

Sonntag, 27. März 2005

Nonsense? Nonsense!

Nonsense ist nicht [...] escapistisch, sondern Opposition im Konkreten [...] der Nonsense ist eine Übung im Potentialis.

Baacke, Dieter: Spiele jenseits der Grenze. Zur Phänomenologie und Theorie des Nonsense. In: Deutsche Unsinnspoesie. Hg. v. Klaus Peter Dencker. Stuttgart: Reclam 1995. S. 374.

Ilse Aichinger über die "junge Generation" und Elisabeth Gehrer

Frankfurter Rundschau: Wenn man sich ansieht, wie sich die Leute nach Ihrer Lesung anstellen, um ein Buch signieren zu lassen und mit Ihnen ins Gespräch zu kommen, gewinnt man aber den Eindruck, Sie hätten gute Erfahrungen mit den Menschen gemacht?

Ilse Aichinger: Das sind aber meistens Leute, die das Gegenteil von meiner Generation sind. Ich konnte mit meiner eigenen Generation kaum jemals etwas anfangen. Schon mit zehn Jahren nicht. Die junge Generation jetzt ist ganz anders. Zu meiner Generation gehört in Österreich eine Handarbeitslehrerin, die jetzt Ministerin ist. Hier haben wir wieder dieses positive Denken, ich halte das nicht aus.


Hier keine Spur von der vielfach beobachtbaren Intoleranz älterer Generationen gegenüber der sogenannten "heutigen Jugend".

Quelle: Interview mit Ilse Aichinger in der Frankfurter Rundschau

Das Weblog als Teichoskopie

Ab wann gilt ein Weblog für mich als gelungen? Wenn es gelingt, eine Balance zwischen Anspruch und Persönlichem herzustellen. Zum einen sollen mich die Themen interessieren, zum anderen möchte ich auch einen Einblick in das alltägliche, private Leben von Menschen erhalten. Blogs sind in diesem Sinne, sofern der Schreiber eine gewisse exhibitionistische Ader hat, Teichoskopien („Mauerschauen“) in den Alltag von Fremden (denn nur die wenigsten werden sich auch persönlich kennen).

Samstag, 26. März 2005

Aus Alain Ehrenbergs "Das erschöpfte Selbst"

Die Karriere der Depression beginnt in dem Augenblick, in dem das disziplinarische Modell der Verhaltenssteuerung, das autoritär und verbietend den sozialen Klassen und den beiden Geschlechtern ihre Rolle zuwies, zugunsten einer Norm aufgegeben wird, die jeden zu persönlicher Initiative auffordert: ihn dazu verpflichtet, er selbst zu werden. Die Konsequenz dieser neuen Norm ist, dass die Verantwortung für unser Leben nicht nur in uns selbst liegt, sondern auch im kollektiven Zwischenmenschlichen. Dieses Buch wird zeigen, dass die Depression die genaue Umkehrung dieser Konstellation ist. Sie ist eine Krankheit der Verantwortlichkeit, in der ein Gefühl der Minderwertigkeit vorherrscht. Der Depressive ist nicht voll auf der Höhe, er ist erschöpft von der Anstrengung, er selbst werden zu müssen.

Ehrenberg, Alain: Das erschöpfte Selbst. Depression und Gesellschaft in der Gegenwart. Frankfurt/New York: Campus 2004. (= Frankfurter Beiträge zur Soziologie und Sozialphilosophie Band 6). S. 4.

Donnerstag, 24. März 2005

Aus Michael Balints "Angstlust und Regression"

[I]m Verlauf einer psychoanalytischen Behandlung vollzieht sich ein bemerkenswerter Vorgang: die Regression. Aus dem Studium der Regression in der psychoanalytischen Situation ergibt sich, daß wir alle die Phantasievorstellung einer urtümlichen Harmonie in uns tragen, auf die wir eigentlich einen Anspruch hätten, die aber entweder durch unsere eigene Schuld, oder durch Machenschaften der anderen oder durch grausames Geschick zerstört wurde. Es ist unmöglich, eine angemessene Beschreibung dieses Zustands zu erhalten, abgesehen von dem einen Merkmal, daß in ihm alle unsere Wünsche automatisch in Erfüllung gehen werden; wir werden nichts entbehren. [...] Diese Harmonie ist der Inhalt zahlreicher religiöser Lehren, das Thema vieler Märchen und erscheint als das letzte Ziel alles [sic!] menschlichen Strebens.

Balint, Michael: Angstlust und Regression. Beitrag zur psychologischen Typenlehre. Stuttgart: Klett 1960. S. 54. (Hervorhebungen von Motörfisch)

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